Día 3 - Bardenas Reales - Mittwoch, 13.12.2023

Sunrise: 08:27   Sunset: 17:33

Bei völliger Dunkelheit verlassen wir unser Apartment. Im Hof geht ein Flutlicht an, viel zu grell.

Die Fahrt durch die Finsternis ist schon ein bisschen unheimlich, wir sehen so gar nichts von der Umgebung. Dann wird die Straße abrupt zur Staubstraße, ganz schön holprig.

Der Naturpark Bardenas Reales ist erreicht.

Schon bald stehen wir vorm Objekt der Begierde. Castil de tierra taucht in der blauen Morgenstunde vor uns auf.

Natürlich ist es arschkalt um diese Uhrzeit, auch in Nordspanien ist Winter. Wussten wir, daher haben wir dicke Jacken an. Ich wage mich nach draußen – durch die Scheinwerfer angestrahlt kommt das doch schon mal cool rüber.

Unwirklich, hier zu sein. Eben noch in Madrid, jetzt in der Halbwüste von Nordspanien.

In Navarra liegend umfasst das ganze Gebiet eine Fläche von 415 km².

Seit 1999 sind die Bardenas Reales als Naturpark geschützt. Im November 2000 wurden die Bardenas Reales von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt.

Ich zitiere einfach mal aus Wikipedia:
“Charakteristisch für die Bardenas Reales ist die bizarre Landschaft, die zu einem großen Teil aus ockerfarbenem Lehm besteht. Dieser Lehm ist das Sediment eines urzeitlichen Meeres, welches durch die tektonische Hebung der Iberischen Platte nach und nach verlandete.
Die Sedimentschichten der Bardenas Reales de Navarra sind jedoch nicht homogen aus Lehm, sondern bestehen teilweise aus härteren Sandstein- und Kalksteinschichten. Durch den Abfluss von Wasser aus den Pyrenäen in das Mittelmeer erodierten die Sedimentschichten unterschiedlich und es bildeten sich die für die Bardenas typischen Barrancos (ausgetrocknete Flussbetten) und bizarre Bergformen heraus.
Beispiele hierfür sind der bekannte Castil de Tierra oder der Barranco Grande. Die Bardenas sind letztlich ein Produkt des Urstromtals des Ebro.”

Bardenas Reales ist auf einigen grob befestigten Schotterwegen Wegen befahrbar. Es gibt ein kleines Besucherzentrum, in der man eine Karte erhalten kann. Alle Wege sind bei Google Maps eingezeichnet.

Innerhalb des Loops, den man befahren darf, ist ein militärisches Schutzgebiet.

Öffnungszeiten: 08:00 bis 1 Stunde vor Sonnenuntergang. Diese Zeiten stehen nirgends auf Schildern, sondern nur auf der Webseite bzw. bekommt man die im Besucherzentrum mitgeteilt.

Langsam wird es heller, Sonnenaufgang ist um 8:27. Jetzt sehen wir mehr. Mitten in der Wüste ragt die Felsformation “Castil de Tierra“ wie ein Schloss in den Himmel.

Neugierig laufen wir um den schönen Berg herum. Von jeder Seite her begutachten und lichten wir das Wahrzeichen des Parks ab.

Etwa 1 Stunde lang haben wir den Fels für uns alleine, später kommt ein Wohnmobil und stellt sich natürlich direkt ins Motiv.

Super klar, sonst niemand da nur dieses eine Wohnmobil stellt sich genau davor. Ist ja nicht so, dass dort Schilder stehen, wie fragil diese Area ist.

Zu Fuß entfernen wir uns ein bisschen und erkunden die nahe Umgebung. Aus der Ferne sehen wir, dass ein Ranger vorbeikommt und den Wohnmobilfahrer zurechtweist, dass er woanders parken soll. Finden wir super.

Der Rio Limas hat hier, hinter dem Castildetierrra, ein breiten Canyon in die Landschaft gegraben.

Da das Licht jetzt ein bisschen harsch ist, fahren wir erst mal ins Visitor Center, mal gucken, ob uns da jemand ein paar Informationen geben kann.
In dem Besucherzentrum sind zwei junge Leute anwesend.

Ich: “Hola, ¿qué tal?
Ein junges Mädel: “Hola”.
Ich: “¿Hablas inglés?”
Mädel: “Yes.” Sie holte eine Papierkarte des Gebietes und legt sie mir vor.
“Only drive the Loop, no other Trail is open: Park is closing at 16:30”

Ich: “Is it possible to go on a hike?”
Sie: “No, not possible. The only hike goes from there, to here.” Sie zeigt auf den Castil de tierra.
“All other trails are military”.

Ich: “Can we drive other roads, this one for example?” Ich zeige auf die Straße nach Norden.

Sie: “Only drive the Loop, no other Trail is open: Park is closing at 16:30”
Dann zeigt sie noch mal auf die Karte, einmal rechts, einmal links: “This is forrest – this is field”.

Was soll ich jetzt mit dieser Informationen anfangen? Hier gibt es doch Trails, das hatte ich doch zuvor recherchiert. Sie sagt immer wieder dasselbe, ich vermute mal, sie hat mich nicht richtig verstanden. Und hat eben nur die auswendig gelernten Sprüche parat.

Ich: “Gracias, adiós”

Wir erkunden das jetzt mal selber. Ich hab ja ganz viele Marker auf meiner Karte und wir werden schon die Wanderwege finden.

Den Besuch im Besucherzentrum kann man sich eher sparen. Der beschriebene Loop befindet sich auch auf meiner “Organic Maps” Karte.

Mario hatte draußen gewartet, wir steigen wieder ins Auto und folgen dem Loop, ein zweites Mal. Dieses mal im Hellen, mit ein paar Stopps.
Irgendwer war hier fleißig mit der Spraydose zu Gange. “Break rules” steht auf den alten Gebäuden.

Irgendwie fühlen wir uns in der bizarren Landschaft aus einer breiten Palette von Erdfarben wie im Südwesten der USA.

Jeder, der schon mal dort war, wird das bestätigen. Natürlich was das der Grund zu den Bardeans Reales zu reisen, das US-South-West Feeling haben wir schon ab und an mal vermisst in den letzten Jahren.

Die Fahrt führt immer weiter über staubige Straßen entlang magischer Felsformationen, mal ein Hoodoo mal eine Felswand, die aussieht wie eine große Kirche. Alles total interessant.

Noch ist es menschenleer, in der Bardenas Reales.

Nach einer guten Stunde auf der Huckelpiste kommt ein Abzweig, ein Schild weist auf den Ort hin. Dürfen wir die jetzt fahren? Das Mädel meint, es gibt nur diese eine Straße, alle anderen: No.

Es gibt weder ein Durchfahrverboten-Schild noch weist irgendwas darauf hin, dass sie Straße nicht befahrbar wäre.
Ganz im Gegenteil, sie lässt sich wunderbar befahren, obwohl sie nicht zum Loop gehört.

Sie führt bis an das nördliche Ende des Parks, schließlich in den Ort Carcastillo.

Wenn wir hier nicht hergefahren wären, hätten wir das Monumento al Pastor Bardenero verpasst. Es ist für die Hirten, die in der spanischen Wüste Bardenas Reales ihre Schafe hüten, errichtet worden.
Schäfer heißt in Spanisch Pastor.

Auf meiner Karte befindet sich im Ort Carcastillo ein Sternchen für die Monasterio de Santa María la Real de la Oliva.
Die Bilder bei Google sehen toll aus. Leider stehen wir vor einem Bauzaun. Das Kloster wird gerade restauriert.

Dann geht es eben zurück in den Park. Kurz bevor wir auf den Loop treffen, stoppen wir an einem Parkplatz. Hier habe ich ein paar Hikes einzeichnet. Ein Weg soll zum Cabezo de Piskerra hinaufführen.

Nur kurz gucken.

Los geht es entlang der gelb und ockerfarbenen Felsformationen, immer tiefer hinein. Schwer begeistert, stehen unsere Kameras nicht eine Minute still.

Sogar einen Arch (Arco) finden wir. Schließlich geht es nach oben. Erst können wir kaum glauben, dass wir auf den Sandstein hinaufdürfen, aber es handelt sich um einen offiziellen Weg, insofern noch ein Stück weiter.

Der Blick von oben haut uns vom Hocker. Geil, wunderbar, toll. Wir wollen mehr.

Der Weg führt um den Cabezo de Piskerra, der in den USA wohl Camel Rock heißen würde, herum.
Nachdem wir einmal rum sind, blicken wir in tiefe Schluchten von überwältigender Schönheit.

Eine halbe Ewigkeit verweilen wir und können uns gar nicht sattsehen. Wir hatten schon zu lange rotgelbe Steine-Entzug.

Der Trail führt nun weiter immer an der Kante entlang, dann geht es laut Plan nach rechts. Äh, da ist doch der Abgrund? Das ist ja nicht deren Ernst, darunter? Nein, da gehe ich nicht runter, nö.

Haben wir eine Wahl? Wir können zurückgehen, wie wir heraufgekommen sind, aber das war auch nicht wesentlich moderater.

M: “Ach komm, das machen wir jetzt, da sind wir schon schlimmere Wege gegangen.”
S: “Sind wir, wirklich?”
M: “Denk doch mal an den Schieferweg in UK.”
S: “Der war aber nicht so steil.”
M: “Doch”

Wir schauen uns das eine Weile an und entscheiden, wir wagen es.

Ich nehme allen Mut zusammen und setzt mich auf den Po. Mario geht voraus. Gehen wäre übertreiben, auch Mario hat Respekt und krabbelt mal voraus.

Auf den Bildern schaut es nicht im Geringsten nicht so schlimm aus, wie es war.

Langsam und bedächtig schaffen es heile runter zu kommen. Das war nicht ohne, echt heftig.

Uns schwant, dass das nicht der letzte Abhang gewesen sein kann, denn wir sind immer noch recht hoch.

So ist es. Plötzlich stehen wir oberhalb der nächsten Herausforderung: Die Escaleras – Oh ja, ich dachte, es sei eine Art Felsformation, die man sich ansehen könnte.

Ne, ne – they mean it – Escaleras sind Escaleras.

Die haben hier tatsächlich Treppenstufen in den Lehm verbaut, die man hoch bzw. herunterlaufen kann.

Durch den ganzen Regen sind diese in keiner Weise stabil. Ich meine, es war wohl schon von vorneherein keine gute Idee, Treppen in lehmigen Sandstein zu bauen.

Ist ja nicht so, dass es hier niemals Regen gibt, sogar mit Schnee habe ich schon Bilder gesehen. Feuchtigkeit sorgt ja dafür, dass Lehm unstabil und verformbar wird. Nach den Regenfällen in den letzten Wochen schaut das Ganze so aus.

Für kein Geld der Welt betrete ich diese Treppen. Aber wollen wir zurück?

Wir entschieden durch die kleine Schlucht neben den Treppen herzulaufen. Schaut zwar auch nicht mega vertrauenerweckend aus, aber beim vorsichtigen Gehen können wir immerhin nicht abstürzen.

Der Blick ins gelbe Tal ist immer noch ganz wunderbar und lenkt etwas ab.

Der erste Schritt ist schon eine Überwindung. Ob ich doch lieber die Treppen gehe?

Allerlei loses Gestein liegt herum, vorsichtig schaffen wir den Abstieg. Die Kameras werden jetzt verstaut. Fotos gibt es erst wieder unten.

Mit Herzklopfen unten angekommen. Jetzt reicht es aber für heute an Abenteuern.

Durch kleine Slot Canyons schlängeln wir zurück zum Auto.
So ein langer Hike war eigentlich nicht geplant, wir hatten noch nicht mal Wasser dabei.

Glücklich sind wir am Auto zurück, dort trinken und essen wir erst mal einiges.

Zeitlich wird das jetzt auch knapp, den Rest des Loops zu fahren. So düsen wir nach einer kleinen Pause, pünktlich zum Beginn der Golden Hour, zum Castil de Tierra.

Jetzt, am Abend, ist mehr los. Eigentlich muss man ja um 16:30 aus dem Park raus sein, aber es kommen immer mehr Leute, daher bleiben wir auch noch.
Break rules.

Um 16:45 entschließen wir dann aber doch das Feld zu räumen. Wir hatten gestern ganz vergessen zu tanken, daher düsen wir nach einem kurzen Ausflug zur Ermita de la Virgen del Yugo noch mal nach Tudela.

Ich hatte jetzt noch die glorreiche Idee, in die Innenstadt zu fahren. Schnell stellen wir fest, keine gute Idee. Sämtliche Einwohner des Ortes sind beim Weihnachtschoppen.

Wir finden keinen Parkplatz und haben auch wenig Lust uns mit den Massen durch die Gassen zu schlängeln. Zuerst sind wir noch auf einer der Hauptstraßen unterwegs, dann finden wir uns in megaengen Gassen wieder. Also ich habe uns hier hingelost, aber konnte ich das ahnen, dass es hier so eng ist.

Einmal müssen wir echt knapp wenden, dann finden wir zum Glück raus aus dem Labyrinth in Tudela.

Schnell verlassen wir die City. Zurück im Apartment essen wir etwas zu Abend, lesen die Bilder ein, chillen, gehen früh schlafen.

Wetter: 3 bis 14° - Heiter bis Wolkig
gefahrene Strecke: ca. 129 km
Wanderungen und Sights: Bardenas Reales - Cabaña de Piskerra - 5,6 km
Schritte: 21.038


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